Knapp südlich von Wien liegt eines der wertvollsten Schutzgebiete Österreichs. Die Brunnlust bei Moosbrunn ist ein einzigartiges Quellmoor im Pannonikum. Dieser Lebensraum zählt zu den am stärksten gefährdeten in Europa. Solche Standorte sind in Europa selten geworden. Großflächige Entwässerung und Einbringung von Dünger aus der Landwirtschaft bedrohen diese Naturjuwele. Bereits 1951 hat der | naturschutzbund | 11 Parzellen im Bereich der insgesamt knapp 10 ha umfassenden Brunnlust angekauft, diese entsprechen heute zusammen einer Fläche von insgesamt 2,9 ha. Seit 1983 steht das Gebiet unter Naturdenkmalschutz und ist heute Teil des Natura 2000-Gebietes „Feuchte Ebene“.
Quellwasser-Lebensspender
Kühles Quellwasser dringt an die Oberfläche. Tümpel und Lacken durchziehen die Niedermoorwiesen. Das Grundwasser stammt aus den Alpen und ist deshalb kalt und kalkreich. Das Pannonikum ist ansonsten von heißem und trockenem Klima geprägt. Diese Kombination lässt einen Lebensraum entstehen, wie es ihn sonst kaum noch wo gibt.
Gefährdeter Lebensraum, gefährdete Arten
Seltene Farne und Blütenpflanzen wachsen hier, wie das Dickwurzelige Löffelkraut (Cochlearia macrorhiza) und das Gefärbte Laichkraut (Potamogeton coloratus), außerdem Mehlprimel sowie Alpen-Fettkraut. Über dem Wasser schwirren schillernde Libellen, beispielsweise die Südliche Heidellibelle. 36 unterschiedliche Arten der Flugkünstler kommen hier vor, 20 von ihnen stehen auf der Roten Liste. In den sauerstoffarmen Tümpeln lebt auch der Hundsfisch (Umbra krameri): Er ist ein Spezialist, der unter diesen Bedingungen sein Auskommen findet. Auch der Wachtelkönig findet hier noch ungestörte Brutplätze, während diverse andere Vogelarten einen Rast- und Futterplatz vorfinden. Zu guter Letzt bietet das Feuchtgebiet auch dem wieder nach Niederösterreich zurückgekehrten Biber ideale Lebensbedingungen.
Stark gefährdet – Ausgestorben
Hier im Natura 2000-Gebiet finden sich auch einige Arten, die auf der Liste der streng geschützten Arten der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie stehen und europaweiten Schutz genießen.
Das Vorblattlose Leinblatt (Thesium ebracteatum) kommt in Österreich nur noch an 3 Standorten vor, die alle in der niederösterreichischen Feuchten Ebene liegen. So auch in der Brunnlust.
Das Moor-Wiesenvögelchen (Coenonympha oedippus) gilt als eine der am stärksten bedrohten Schmetterlingsart Europas. Ihre anderen Vorkommen sind extrem isoliert und oft durch Grundwasserabsenkungen schon in Mitleidenschaft gezogen. Die einzige weitere, kleinere Population in Österreich lebt in einem Schutzgebiet im Rheintal in Vorarlberg. In einigen Staaten Europas ist sie bereits ausgestorben.
Die Wiesenotter (Vipera ursinii) ist die kleinste Giftschlange Österreichs. Ihr Biss ist jedoch aufgrund der geringen Giftmenge nicht besonders gefährlich und wird mit einem Bienenstich verglichen. Einst massenhaft in der Feuchten Ebene vorkommend, ist sie heute ausgestorben. Es ist dringend an der Zeit, die Rückkehr der Wiesenotter zu unterstützen.
Anstrengende Mahd per Hand sichert Artenvielfalt
Auch eine kurzfristige Austrocknung würde das Biotop stark gefährden. Von großer Wichtigkeit ist die extensive und abschnittsweise Mahd. Sie schafft ein kleinräumiges Mosaik aus diversen Lebensräumen. Aufgrund des Geländes ist sie nur händisch möglich und wird alljährlich von zahlreichen freiwilligen HelferInnen durchgeführt.